(pm) Sicher war es ein heiterer Tag im Jahre 1305, an dem sich der Regensburger Dombaumeister Ludwig zu einem kleinen Scherz entschloss, zu einer drôlerie, wie man in Frankreich sagte, dem Mutterland der Gotik, das er so gut kannte. Flugs fertigte er eine Zeichnung an und übergab sie einem seiner Gesellen zur Ausführung.

 

Ob sich das wirklich so zugetragen hat, wissen wir freilich nicht. Und doch schuf ein unbekannter Steinmetz der Dombauhütte an einem nicht einsehbaren Platz – dort durften die Bildhauer ihrer Fantasie freien Lauf lassen, was sie gerne taten – ein witziges und originelles Bildwerk, 700 Jahre danach von unserem 2. Vorsitzenden Achim Hubel wiederentdeckt und festgehalten! 

 

Über dem Laufgang des nördlichen Nebenchores sitzt auf der Südseite ein Hase auf einem Wimperg, einem steilen Ziergiebel, und kann sich nichts Schöneres vorstellen, als an den Eichenblättern der Kreuzblume zu nagen, zu der er hinaufgesprungen ist.

 

So wie dieser Hase am Laubwerk des Doms knabbert, knabbern die Altstadtfreunde gerne am Lorbeer der Ruhmeskränze, die Architekten, Stadtplaner und Städtebauer gelegentlich tragen. Und wie der Hase als Symbol der Fruchtbarkeit gilt, so fällt uns auch immer wieder Neues ein.

 

Weil der DOMHASE so heiter und so freundlich ist wie die Altstadtfreunde, haben wir ihn zu unserem Maskottchen gemacht.

Domhase. Foto Hubel. 1988

Fotos: Achim Hubel 

Domhase. Foto mit Wimperg. Foto Hubel

Der Regensburger DOMHASE

 

(ah) Im Innenraum des Regensburger Doms hat sich die Dombauhütte um 1305 an einer kaum sichtbaren Stelle einen besonderen Scherz ausgedacht: Im nördlichen Nebenchor befindet sich über der Sockelzone ein Laufgang, der durch Öffnungen in den Wandpfeilern begehbar ist. Über diesen Durchgangsöffnungen sitzt als Schmuck jeweils ein Wimperg, dessen Schenkel mit Krabben besetzt sind und der in einer Kreuzblume endet. Am Südteil des Polygonschlusses findet man über der südlichen Öffnung verblüffender Weise einen Hasen, der auf der Spitze eines Wimpergs sitzt und die aus Eichenblättern bestehende Kreuzblume aufzufressen beginnt.

 

Dieses witzige Tier ist ein typisches Beispiel für die große Fantasie, welche die Bildhauer der Dombauhütten im Mittelalter gerne zeigten. Gerade an den schlecht einsehbaren Stellen fühlten sie sich sicher und verwirklichten viele originelle Erfindungen, nicht selten in Form von Drachen, Teufeln, Tieren aller Art, anthropogenen Gestalten und abenteuerlichen Mischwesen, Fantasiepflanzen oder Ornamentfriesen.

 

Die originelle Idee, einen steinernen Hasen gleichsam lebendig werden zu lassen, so dass er die – ebenfalls steinerne – Kreuzblume anknabbert, erinnert unmittelbar an den Dombaumeister Ludwig (besser bekannt als „Erminoldmeister“), der damals noch lebte. Man kann sich gut vorstellen, dass dieser die Idee für den DOMHASEN hatte und die Vorzeichnung hierzu anfertigte.

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